Wider die Schwerkraft

Nun also von der Entspanntheit des Vortrags zur im wahrsten Sinne des Wortes harten Seglerrealität. Der Gutachter hatte mir gesagt, ich solle mir keine Sorgen um mein Unterwasserschiff bezüglich Osmose machen, sondern nur einen neuen Schutzanstrich auftragen. Das ist leichter gesagt als getan, denn erst muß dafür die alte Antifoulingfarbe runter. Und dafür muß ich schleifen, schleifen und nochmals schleifen. Nachdem ich alles Notwendige mit dem Fahrrad Alles im Sack!nach Wedel geschafft (doch, doch, das geht, seht Ihr ja auf dem Foto) und aufgebaut hatte, habe ich angefangen zu schleifen. Dabei habe ich sofort gemerkt, daß das selbst mit dem geliehenen Profiwerkzeug eine elende Schufterei werden wird. Das anstrengendste ist nämlich das quasi über Kopf-halten des Schleifgerätes. Scheiß Schwerkraft kann man da nur sagen. Der erste Schleiftag endete daher deshalb, weil mBeim Schleifenir die Arme lahm geworden waren und ich mich fragte, wieviele Tage dieser Art wohl noch folgen werden.

 

Laura Dekker: Als Jüngste um die Welt

Nachdem ich die Story schon fast wieder vergessen hatte, war ich durch die Medien wieder auf die Weltumsegelung der niederländisch-neuseeländisch-deutschen Laura Dekker aufmerksam geworden. Diese Woche ist ihr Buch über ihre Reise auf Deutsch erschienen und bei zwei Terminen stellt sie es persönlich in Deutschland vor, bevor sie wieder nach Neuseeland reist, wo sie momentan auf ihrem Boot lebt.
Sie ist mit 14 (fast 15) Jahren zu einer Weltumsegelung gestartet und hat sie erfolgreich durchgeführt. Vielen Leuten bekannt wurde ihr Plan durch die Berichterstattung darüber, daß die niederländischen Behörden sie nicht fahren lassen wollten, weil sie sich um ihr Wohl sorgten.

Nun, diese Woche konnte man sich im Hamburger Segelclub (HSC) einen Eindruck davon verschaffen, ob ihr die Reise geschadet hat. Auf mich machte sie nicht den Eindruck und ich glaube auch sonst niemand im Saal hatte diesen Eindruck.
Laura hat ihren, wie sie selber am Anfang vorwegschickte, ersten Vorrtrag auf Deutsch mit der Natürlichkeit und Unbekümmertheit einer 18 jährigen gehalten. Vortrag im HSCDie Mischung aus niederländischem Pragmatismus und den manchmal lustigen Formulierungen im Deutschen haben für manche Heiterkeit gesorgt und so das Publikum die ganze Zeit in ihren Bann geschlagen. Wenn sie von ihrer mit 48 Tagen längsten Etappe berichtete, mußte auch ich mir wie manch alter Seebär im Saal eingestehen, daß wir das auch heute nur schwerlich schaffen würden, schon gar nicht mit 15.Unterwasserschiffarbeiten
Man kann ihr also nur eine gute Zukunft wünschen und wenn sie so weiter macht wie bisher, scheint dem auch nichts im Wege zu stehen.
Weil ich dann einige Sachen doch noch etwas genauer wissen wollte, habe ich mir Lauras Buch gekauft und von ihr signieren lassen.
Die Route auf dem GlobusMit Interesse habe ich dabei im Vorwort gelesen, daß Bernard Moitessier zu Lauras Segelhelden zählt. Denn auch ich habe in ungefähr in dem Alter die Bücher von Moitessier gelesen und war ab dem Moment vom Weltumsegelungsbazillus infiziert, wie ich in meinem Blog im November letzten Jahres ja schon schrieb. Das bewundernswerte MIt dem handsignierten Buchan Laura ist, daß sie den Traum auch sofort umgesetzt hat und nicht wie ich erst fast drei mal so alt werden mußte, bis sie losfuhr. Allerdings hatte sie mit Eltern, die selbst um die Welt gesegelt sind und sie fast nur auf Booten gelebt hat, auch wesentlich bessere Startbedinungen. Aber dieses „einfach machen“ finde ich so toll. Da sollte ich mir mal eine Scheibe mehr von abschneiden.
Mal sehen, was sich sonst noch so in dem Buch findet.

SeaBelow hoch auf dem Trockenen!

Am Samstag sogar noch vor der Zeit, weil wir das erste Boot des Tages waren, wurde SeaBelow aus dem Wasser gehoben,SeaBelow am Kran die Algen von uns mit dem Hochdruckreiniger abgespritzt und dann auf dem Lagergestell mit einem Spezialhubwagen in die Halle im Yachthafen Wedel gebracht. OLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERAAngekommen in der HalleDa haben Tiago, Frederike und ich dann alles, was im Winter nicht von Nöten und beim Werkeln immer nur im Weg ist, ausgeräumt. Dabei sind doch sage und schreibe 10 Umzugskartons zusammengekommen und noch die ganzen Segel, Polster, Dieselkanister und solch ein Zeugs, so daß der Ford Transit zu zwei Dritteln voll war. Aber das war erst der Anfang, dann mußte ja noch alles auf meinen Dachboden im 5. Stock. Da Tiago leider schon Mittags wieder weg mußte, haben Frederike und ich die Sachen zu zweit hochgeschafft, die Polster haben wir an einem Tau hochgehievt, den Rest doch lieber getragen, nicht daß der Karton mit den Kochtöpfen jemandem auf den Kopf fällt. Und es hat tatsächlich alles in den Dachbodenraum gepasst.Spisack mit Ankertau 001SeaBelow Kranen 2013

Zur Belohnung sind wir dann lecker Essen gegangen!
Nun geht es an die Winterarbeit, da habe ich als erstes am Mittwoch einen Termin mit einem Gutachter, um das Unterwassserschiff zu beurteilen, denn das muß auf jedenfall aufgemöbelt werden, die Frage ist nur, was nötig ist. Das lasse ich mir lieber von einem Gutachter sagen, als von einem Lackierbetrieb, der in erster Linie an einem Auftrag interessiert ist.

Mit Windsteueranlage nach Helgoland!

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Auch auf der Außenelbe ist man den großen Schiffen noch ganz nahe, da heißt es immer schön Abstand halten.

Von Donnerstag bis Sonntag letzter Woche sind Frederike, Tiago und ich mit SeaBelow nach Helgoland gesegelt. Am Donnerstag mußten wir wegen Windmangel fast die ganze Strecke von Wedel bis Cuxhaven motoren. Aber dafür ging es am Freitag von Cuxhaven nach Helgoland um so besser. Auf der offenen Nordsee konnten wir dann auch endlich einmal die Windsteueranlage ausprobieren. Sie funktionierte richtig gut, so gut sogar, daß sie uns genau auf die Hafeneinfahrt von Helgoland zusteuerte und wir schon überlegten, ob wir sie auch durch die Hafeneinfahrt steuern lassen. Haben wir dann aber doch nicht gemacht, sondern per Hand hindurchgesteuert.

Wie man sieht, hat keiner die Hand an der Pinne und die Windsteueranlage hält das Boot so gut auf Kurs, daß wir in Ruhe Kaffee trinken können.

Wie man sieht, hat keiner die Hand an der Pinne und die Windsteueranlage hält das Boot über die Leinen so gut auf Kurs, daß wir in Ruhe Kaffee trinken können.

Auf dem Rückweg am Samstag wehte dann ein kräftiger Nordwestwind mit Sonne und Wolken, auch hier steuerte sie prima mit achterlichem Wind durch die chaotischen Wellen. Das ist der schwierigste Kurs, die Präzision der Einstellung muß ich noch ein bißchen üben, aber das wird auch klappen. Wir kamen spät um 20:30 in Cuxhaven an, es kam noch Xenia an Bord und nach dem Abendessen sind wir sofort schlafen gegangen, weil wir am nächsten Morgen um 5:30 aufstehen mußten, damit wir bei Niedrigwasser und Stromkenterung auslaufen konnten. Zunächst war es schwachwindig, aber dann brieste es kräftig auf und wir sind vor dem Wind per Handsteuerung nach Wedel gesegelt. Wir wurden mit Regenschauern begrüßt, die dann auch nicht mehr enden wollten
Alles in allem eine sehr spannende Reise, die allen gut gefallen hat.

Veröffentlicht unter 2013